Ernährungstrends gibt es bereits seit Jahrzehnten. Sie haben einen Einfluss auf die die kulinarischen Genussgewohnheiten und oftmals gleichermaßen auf die Gesundheit. Worum handelt es sich dabei genau, wie haben sich die Ernährungstrends entwickelt und welche Tendenzen gibt es aktuell?
Definition – Was ist ein Ernährungstrend und wie entsteht er?
Ein Ernährungstrend beschreibt eine systematische und strukturierte Veränderung in der Art und Weise, wie Menschen ihre Ernährung gestalten. Diese Trends können global auftreten, aber auch nur in bestimmten Ländern oder Regionen relevant sein. Sie entstehen durch verschiedene Einflüsse. Ein wichtiger Faktor sind äußere Umstände, wie etwa das Überangebot oder der Mangel bestimmter Lebensmittel. In solchen Situationen passen Menschen ihre Ernährung oft an die verfügbaren Ressourcen an.
Auch wissenschaftliche Erkenntnisse spielen eine wesentliche Rolle. Neue Forschungsergebnisse, insbesondere in Bezug auf Gesundheit, führen oft dazu, dass bestimmte Lebensmittel entweder besonders populär werden oder aus der Ernährung verschwinden. Mediale Berichterstattung über gesundheitliche Vorteile oder Risiken bestimmter Zutaten trägt häufig zur Verbreitung solcher Trends bei.
Kulturelle Aspekte und gesellschaftliche Mode
Kulturelle, soziale, ethische und religiöse Faktoren spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Ernährungstrends. Migration und kultureller Austausch beeinflussen, welche Gerichte und Lebensmittel in verschiedenen Regionen populär werden. So waren Speisen wie Pizza oder Döner vor 100 Jahren in Deutschland kaum bekannt, sind aber heute fester Bestandteil der deutschen Esskultur.
Ein weiterer wichtiger Einflussfaktor ist die Werbung, die zunehmend auch durch soziale Medien geprägt wird. Diese Plattformen können kleine Trends schnell verbreiten und verstärken. Wenn genügend Menschen einem solchen Trend folgen, kann daraus eine weitverbreitete Ernährungsweise entstehen. Darüber hinaus können auch gesellschaftliche Moden und ein vielfältiges Lebensmittelangebot dazu führen, dass bestimmte Zutaten oder Gerichte populärer werden. Die Entscheidung für bestimmte Lebensmittel wird durch Modeerscheinungen oft erleichtert, was zu einer breiten Akzeptanz neuer Essgewohnheiten führen kann.
Ernährungstrends in den 40er-Jahren
Die 1940er-Jahre in Deutschland waren stark vom Zweiten Weltkrieg und dessen Nachwirkungen geprägt, was sich deutlich in den Ernährungstrends dieser Zeit widerspiegelte. Aufgrund von Lebensmittelknappheit waren Fleisch und Wurst für die meisten Menschen kaum verfügbar. Stattdessen dominierten Grundnahrungsmittel wie Weizenprodukte, insbesondere Brot, sowie Kartoffeln die Ernährung.
Nach dem Ende der Mangelzeit kehrten die Verbraucher jedoch allmählich zu einer reichhaltigeren Ernährung zurück. Fleisch, Wurst, Käse und Eier wurden wieder vermehrt konsumiert und fanden einen festen Platz im täglichen Speiseplan. Dies führte dazu, dass der Fettanteil in der Ernährung stieg, während der Kohlenhydratanteil sank.
Ernährungstrends in den 80er-Jahren
In den 1980er-Jahren ging der Trend weg von fettigen Lebensmitteln und Weißmehlprodukten. Stattdessen gewannen gesündere Alternativen an Popularität. Vollkornprodukte, darunter Dinkel, wurden zunehmend in Lebensmittel integriert, und auch der Gedanke der Bioproduktion erlangte mehr Bedeutung. Dies führte zur Eröffnung zahlreicher Bio- und Naturkostläden in der Bundesrepublik. Ein Symbol dieser Bewegung war Müsli, das sich als beliebtes Frühstücksprodukt etablierte und gesunde Ernährungsgewohnheiten förderte.
Parallel dazu entstand jedoch ein gegensätzlicher Trend: Für viele Menschen stand weniger die Gesundheit, sondern vielmehr die schnelle Zubereitung von Mahlzeiten im Vordergrund. Tiefkühlprodukte erlebten in den 80er-Jahren einen massiven Aufschwung. Besonders beliebt waren Tiefkühlpizza, Pommes, Baguettes, Fischstäbchen und Spinat, der vergleichsweise gesund ist. Auch Fertiggerichte aus Dosen und Backmischungen gewannen an Beliebtheit.1
In der Gastronomiebranche erlebten Fast-Food-Ketten wie McDonald’s einen Boom, da sie den Trend zur schnellen und unkomplizierten Ernährung bedienten. Gleichzeitig kamen Light-Produkte auf den Markt, um den wachsenden Bedenken hinsichtlich ungesunder Ernährung entgegenzuwirken. Diese Produkte sollten eine leichtere Alternative zu den kalorienreichen Fertiggerichten bieten. Passend zu diesem Trend entwickelte sich Aerobic als beliebte Sportart, die das Thema Fitness und gesunde Ernährung miteinander verknüpfte. Heute werden Light-Produkte jedoch kritischer gesehen und eine vollwertige Ernährung erhält den Vorzug.
Ernährungstrends in den 90er-Jahren
Ein markanter Aspekt der 90er war der besonders intensive Geschmack vieler Lebensmittel. Das lag daran, dass es damals deutlich weniger strenge Regulierungen für die Lebensmittelhersteller gab als heute. Dadurch konnten mehr Zusatzstoffe eingesetzt werden, was dazu führte, dass Produkte oft süßer oder salziger schmeckten als heute. Tomaten schmeckten früher noch etwas süßer.
Kleine und handliche Portionen wurden zu der Zeit ebenfalls beliebt. Produkte wie Mini-Würstchen und Mini-Pizzas fanden in vielen Haushalten einen festen Platz. Diese praktischen Snack-Formate machten es den Menschen leicht, schnell und unkompliziert zu essen, was perfekt zu den hektischen Lebensstilen dieser Zeit passte.
Getrocknete Tomaten, Rucola und Rinder-Carpaccio fanden als damals exotische Zutaten ihren Weg in die Küche vieler Menschen und erweiterten die kulinarischen Möglichkeiten. Diese Zutaten, die heute als selbstverständlich gelten, waren in den 90ern neu und innovativ und brachten das gewisse Extra in damalige Küchen.
Ernährungstrends seit der Jahrtausendwende
In den letzten Jahren hat sich der Trend zunehmend hin zu einer gesunden Ernährung entwickelt. Selbst im Fast-Food-Bereich wird verstärkt darauf geachtet, Produkte anzubieten, die eine gesündere Alternative zu den herkömmlichen Produkten sein können. Dieser Wandel ist unter anderem eng mit dem Fitness-Trend verbunden. Laut Statista waren im Jahr 2023 über 11 Millionen Menschen in Deutschland Mitglied in einem Fitnessstudio, während es zehn Jahre zuvor nur 8,6 Millionen und im Jahr 2003 lediglich 4,4 Millionen waren. Dieser deutliche Anstieg zeigt das gesteigerte Bewusstsein für Fitness und körperliches Wohlbefinden.2
Diese Entwicklung wirkt sich auch auf die Ernährung aus. Wer fit und gesund bleiben möchte, muss auf eine ausgewogene Ernährung achten, die den Körper mit den richtigen Nährstoffen versorgt. Folgende spielen dabei eine wesentliche Rolle:
- Proteine zum Muskelaufbau und die Regeneration nach dem Training.
- Kohlenhydrate als Hauptenergielieferant während des Trainings, vor allem komplexe Kohlenhydrate wie Vollkornprodukte, Haferflocken und Gemüse.
- Gesunde Fette, wie sie in Avocados, Nüssen oder Fisch vorkommen, sind wichtig für die Aufnahme fettlöslicher Vitamine. Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und fördern die Herzgesundheit.
- Vitamine und Mineralstoffe sind essenzielle Rolle für das Immunsystem, den Stoffwechsel und die Knochengesundheit.
Eine unzureichende Nährstoffversorgung hingegen kann zu Erschöpfung, Leistungsabfall und einem erhöhten Verletzungsrisiko führen.
Besondere Ernährungsformen: Vegetarisch, vegan und flexitarisch
Parallel zum Thema Nachhaltigkeit haben sich auch spezielle Ernährungsformen verbreitet. Vegetarier verzichten auf Fleisch, konsumieren jedoch in der Regel weiterhin tierische Produkte wie Milch, Eier oder Käse. Der Vegetarismus wird oft aus ethischen Gründen, etwa dem Tierwohl, oder gesundheitlichen Überlegungen gewählt.
Veganer meiden hingegen jegliche tierischen Produkte, also auch Milchprodukte, Eier und Honig. Diese Lebensweise wird oft durch das Anliegen, Tierleid zu verhindern und die Umwelt zu schützen, motiviert. Studien zeigen, dass der Verzicht auf tierische Produkte den ökologischen Fußabdruck signifikant verringern kann.
Flexitarier essen bewusst weniger Fleisch, verzichten jedoch nicht vollständig darauf. Sie wählen meist hochwertige, nachhaltig produzierte Fleischprodukte und setzen ansonsten auf pflanzliche Alternativen. Diese flexible Ernährungsweise gewinnt stark an Popularität, da sie eine Balance zwischen Genuss und Verantwortung ermöglicht.
Nahrungsergänzungsmittel: Trend oder Notwendigkeit?
Nahrungsergänzungsmittel und Superfoods haben sich ebenfalls etabliert. Sie sollen Mängel in der Ernährung ausgleichen oder bestimmte gesundheitliche Ziele unterstützen. Beispiele sind Vitaminpräparate, Omega-3-Kapseln oder Proteinpulver. Vor allem für Menschen mit besonderen Ernährungsbedürfnissen, wie Sportler, Schwangere oder ältere Menschen, können Nahrungsergänzungsmittel eine wichtige Rolle spielen. Veganer greifen häufig auf Vitamin-B12-Präparate zurück, da dieses Vitamin fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt. Trotz ihrer Verbreitung warnen Experten davor, Nahrungsergänzungsmittel als Ersatz für eine ausgewogene Ernährung zu betrachten.
Super-Foods sind Lebensmittel, die aufgrund ihres außergewöhnlich hohen Gehalts an Nährstoffen, Vitaminen und Antioxidantien als besonders gesund gelten. Beispiele hierfür sind Chiasamen, Goji-Beeren, Spirulina und Quinoa. Sie werden oft als wertvolle Ergänzung zu einer ausgewogenen Ernährung betrachtet. Viele dieser Produkte werden über weite Distanzen importiert, was ihren ökologischen Fußabdruck erhöht. Auch der hohe Preis und die oft aufwendige Verarbeitung lassen Zweifel an ihrer Nachhaltigkeit aufkommen.
Einzelnachweise
1. Spinat als Powergemüse
2. Statistik
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